Der norwegische Gast
von
Anne Holt
Kriminalroman
Aus dem Norwegischen von
Gabriele Haefs
320 Seiten (gebunden)
Piper Verlag
Erscheinungsdatum:
14.08.2008
ISBN: 9783492046930
Ein Kriminalroman in klassischer Form mit spannender, atmosphärisch gut umgesetzter Handlung.
Es ist mitten im Winter, bei Schneesturm und eiskalten Temperaturen, als ein Zug auf der Strecke Oslo-Bergen entgleist. Bis auf den Lokomotivführer überleben dieses Unglück alle Passagiere und finden Zuflucht in einem nahegelegenen Berghotel, dem Finse 1222. Dort geschehen in zwei aufeinanderfolgenden Nächten zwei Morde. Die reservierte, eher abweisende ehemalige Kriminalbeamtin Hanne Wilhelmsen, die seit einem dienstlichen Zwischenfall im Rollstuhl sitzt, nimmt, eigentlich gegen ihren Willen, die Ermittlungen auf. Fragen über Fragen tun sich auf: wer von den ganzen Fremden, die gezwungen sind unter einem Dach zu leben, hat etwas mit diesen Morden zu tun und aus welchen Motiven? Was hat die Fondsverwaltung der norwegischen Staatskirche damit zu tun? Und wer sind die mysteriösen, geheimnisvollen Personen, die sich möglichst unbemerkt in einem abgelegenen Hotelbereich verschanzen und offensichtlich eine wichtige Person bewachen?
Spannung, dass einem der Atem stockt, wird einem bei diesem Roman zwar nicht geboten, dennoch wird man als Leser bis zum Schluss im Dunkeln gelassen und mit immer mehr Rätseln konfrontiert. Es passiert ein Mord nach dem anderen, aber Hinweise auf Täter und Motiv finden sich so gut wie nicht.
Mit ihrer detaillierten Schreibweise schafft es die Autorin, die vorherrschende Atmosphäre zu transportieren und eine Nähe zu den Figuren herzustellen, dass man schon fast das Gefühl hat, mitten unter ihnen zu sein. Gleichzeitig aber wird der Leser von der Protagonistin, die als Ich-Erzählerin fungiert, auf Distanz gehalten was ihre Gedanken und Vermutungen über die Mordfälle betrifft. So kann der Leser nicht wirklich mitverfolgen, auf welcher Grundlage die Ermittlerin zu welchen Schlüssen kommt und wird erst am Ende aufgeklärt.
Hin und wieder haben sich ein paar unschöne formale Fehler eingeschlichen. Mal von doch recht häufigen Rechtschreibfehlern abgesehen, wird da eine Person mit einem falschen Nachnamen bedacht. Und auch die Wechsel zwischen der Du- und Sie- Form sind mehr verwirrend als dass sie sich logisch erklären lassen.
Nichtsdestotrotz ist dies insgesamt ein spannender Kriminalroman à la Agatha Christie mit einer eigenwilligen und eigentümlichen Ermittlerin, den man sich auch gut verfilmt vorstellen kann. Wer gerne klassische Krimis liest, dem sei dieses Buch empfohlen.
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